Löten, prüfen, reparieren – Junger Autist lebt und lernt in Don Bosco Aschau am Inn

Veröffentlicht am: 12. Juni 2019

Fabian (20) dreht die Knöpfe an der Maschine, die so groß ist wie ein Brotkasten. Eine Linie zieht sich über den kleinen Monitor des Oszilloskops, eines elektronischen Messgeräts, das die Verläufe von Spannungen sichtbar macht. Plötzlich bewegen sich die Linien, wandeln sich erst zu Wellen, dann zu Kreisen. Fabian lächelt zufrieden. Übungsaufgabe erfolgreich erfüllt.

Der junge Mann macht seit rund einem Jahr eine Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme im Berufsbildungswerk Don Bosco Aschau am Inn. Sein Ziel: die Ausbildung in drei Jahren gut zu beenden. Und dann einen guten Arbeitsplatz zu haben – etwa bei einer Firma, die Prüfgeräte für Elektronik herstellt, das kann er sich gut vorstellen. Und vielleicht will er irgendwann einmal eine Familie gründen.

Bis zum Ende der Ausbildung lebt Fabian in einer heilpädagogischen Wohngruppe in der Einrichtung in Aschau am Inn. „Haus 10“ heißt seine Gruppe. „Wir konnten uns nicht für einen Gruppennamen entscheiden“, erklärt er sachlich. Der Name ist pragmatisch, so wie Fabian selbst.

Nicht immer hatte er es im Leben leicht. Der gebürtige Obinger (Nähe Chiemsee) ist Autist, hatte in seiner Kindheit eine sprachliche Entwicklungsstörung und war sozial eher ausgegrenzt. Ab der sechsten Klasse bekam er eine staatliche Schulbegleitung und einen Erziehungsbeistand. „Ich bin dankbar dafür“, sagt Fabian. Auch, als es darum ging, seinen beruflichen Weg nach der Mittleren Reife zu bestreiten, waren die Unterstützer für ihn da. Die Agentur für Arbeit schlug den Weg über ein Berufsbildungswerk vor. Don Bosco Aschau am Inn schien auch Fabian eine gute Wahl. „Es ist alles sehr persönlich hier“, sagt der junge Mann. Sowohl die anderen Jugendlichen als auch die Mitarbeiter seien offen. „Hier gibt es eine familiäre Atmosphäre.“

Ganz besonders zeige sich dies in der Wohngruppe. Hier kocht er mit den anderen zusammen. Er putzt. Und er hat gelernt, selbst Wäsche zu waschen. Dinge des Alltags. „Ich lerne fürs Leben.“ Auch über den Haushalt hinaus packt er immer da an, wo er gebraucht wird. Als ehrenamtliche Aushilfen für das Bistro der Einrichtung gesucht wurden, hat er sich gleich gemeldet. „Mach mir bitte einen Latte Macchiato“, bittet eine Mitarbeiterin den jungen Mann. Er nickt und macht sich an der Kaffeemaschine ans Werk. Fabian nimmt an vielen ergänzenden Angeboten der Einrichtung teil, etwa am Sozialen Kompetenztraining für Autismus. Und einmal in der Woche geht er seinem Lieblingshobby nach: der Arbeit beim Radio. Das Jugendradio in Waldkraiburg spielt zwar nicht seine Lieblingsmusik. Die ist Klassik. Doch immer montags fährt Fabian mit dem Bus dorthin und übernimmt die technische Begleitung der Sendung. Technik und Elektronik, das liegt Fabian. „Ich habe auf meinem Zimmer eine halbe Werkstatt“, sagt er. „Und wenn die anderen etwas Technisches brauchen, kann es gut sein, dass ich ihnen helfen kann.“

Unter der Woche beginnt der Tag für Fabian meist gegen 6 Uhr. Die Berufsschule auf dem Gelände der Einrichtung startet um 7.30 Uhr. Hier lernt er – neben technischem Wissen – auch Fächer wie Religion, Sozialkunde oder Deutsch. An Arbeitstagen ist er schon um 7.15 Uhr im Einsatz. Er lötet, prüft, repariert. „Es macht Spaß, Sachen auseinanderzubauen und zu lernen, wie etwas hinter den Kulissen funktioniert.“

Wenn Fabian ein technisches Problem oder eine Aufgabe sieht, dann macht er sich daran, es zu lösen. Mit diesem Engagement ist er auch bei seiner Ausbildung voll dabei. Beste Aussichten für einen guten Start ins Berufsleben.

RefÖA/Christine Wendel